Das Archiv von Tenaghi Philippon wurde 2005 und 2009 im Rahmen einer internationalen Kollaboration erbohrt, um Fragen zur Umwelt- und Klimadynamik zu beleuchten.
Wegen seiner Lage im Grenzbereich zwischen den Klimasystemen der höheren und niederen Breiten ist der Mittelmeerraum besonders empfindlich für abrupte Klimaschwankungen; entsprechend listet der aktuelle IPCC-Report den Mittelmeerraum als Region, die mit am stärksten vom anthropogenen Klimawandel betroffen sein wird. Zudem ist der Mittelmeerraum besonders geeignet zur Rekonstruktion der quartären Klimavariabilität, da dortige terrestrische Klimaarchive im Gegensatz zur Situation in Mitteleuropa hoch diverse biotische Signale auch für kältere Abschnitte des Quartärs liefern. Dadurch ist es möglich, den Impakt kurzfristiger Klimavariabilität auf terrestrische Ökosysteme über das gesamte Spektrum der quartären Rahmenbedingungen detailliert zu analysieren. Vor diesem Hintergrund kommt dem 200 m mächtigen Klima- und Vegetationsarchiv des Niedermoors von Tenaghi Philippon (NE-Griechenland) eine herausragende Rolle zu. Seine Stellung als eines der besten Klimaarchive für das Quartär Europas beruht zum einen auf seiner Länge und Vollständigkeit; es umfasst kontinuierlich mindestens 19 aufeinander folgende Glazial-Interglazialzyklen der vergangenen 1,35 Millionen Jahre. Zum anderen liegt Tenaghi Philippon in unmittelbarer Nähe der glazialen Rückzugsgebiete thermophiler Pflanzen in SE-Europa; dies minimiert die Phasenverschiebung zwischen atmosphärischem Signal und der Reaktion terrestrischer Ökosysteme, wie sie in Pollendaten dokumentiert ist. Darüber hinaus erlaubt die Datierung eingeschalteter vulkanischer Aschelagen die Entwicklung einer unabhängigen Chronologie auch jenseits des Einsatzbereichs der Radiokarbon-Analyse, was für die weltweite Vergleichbarkeit der zu gewinnenenden Befunde unverzichtbar ist.
Das Archiv von Tenaghi Philippon wurde 2005 und 2009 im Rahmen einer internationalen Kollaboration unter der Federführung von Prof. Dr. Jörg Pross neu erbohrt. Zur Zeit wird es hochauflösend palynologisch analysiert und parallel dazu auf Mikrotephren untersucht.
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